Der Beifuß

Jetzt im November erfreut sich der Mensch wieder an warmen Stuben und kräftiger Nahrung, z. B. am Martinstag (11.11.) an einem deftigen Gänsebraten - nicht zuletzt zu Ehren des Bischofs, dem der Legende nach Gänsegeschnatter zu seiner Berufung verholfen hatte.

Das Fett der Gans, aber auch jenes von Ente und Schwein verlangt von unserem Verdauungssystem hohen Leistungseinsatz und deshalb empfehlen die altbewährten Kochbücher auch in den Neufassungen noch Beifuß für die davon zubereiteten Gerichte.

Die Hauptwirkung kommt von den in der bis zu 2 m hohen stattlichen mehrästigen Staude enthaltenen Bitterstoffen und ätherischen Ölen, wie Cineol und Thujon.

Die Bitterstoffe, welche ursprünglich in fast allen Nahrungspflanzen natürlich vorhanden waren und mit Erfolg "weg"-gezüchtet wurden, sind für eine reibungslose Verdauung notwendig und so ist es beim heutigen Gemüseangebot besonders wichtig für eine ausgleichende Würzung zu sorgen.

In der traditionellen abendländischen Heilkunst wurden genauso wie in der Ayurveda oder in der

TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin) die Pflanzen weniger nach ihren Inhaltsstoffen sondern nach ihren Qualitäten eingesetzt.

So erfahren wir von Hildegard von Bingen, dass Beifuß heiß und trocken im 3. Grad ist.

Wir können mit diesem "Wissen" und dieser Terminologie nicht mehr viel anfangen, aber wir kommen dem Verständnis näher, wenn wir uns an einem kalten Novemberabend ein Fuß- oder gar ein Sitzbad aus dem Absud von zwei Handvoll getrockneten Beifußkrautes auf drei Liter Wasser gönnen und die wunderbar durchwärmende Wirkung erfahren. Das gleiche gilt für den Beifußtee, wenn Frau bei Menstruationsbeginn fröstelt und an krampfartigen Bauchschmerzen leidet und der Blutfluss nur sehr zögerlich in Gang kommt.

Artemisia vulgaris - so lautet der botanische Name dieses wild auf Brachflächen, an Bahndämmen, in aufgelassenen Kiesgruben und auf gedüngten oder nährstoffarmen, verdichteten Grundstücken rund um Bau- und Gewerbegebiete wachsenden Korbblüters. Beifuß wurde und wird in der Schulmedizin wenig verwendet. Umso höher ist sein Stellenwert in der Volksheilkunde bei allerhand Frauenleiden und zur Erleichterung der Geburt. Da Beifuß wehenfördernd wirkt, sollte er während der Schwangerschaft weder innerlich noch äußerlich angewendet werden.

Beifuß kommt wild in ganz Europa, Asien und Nordamerika vor. Obwohl diese Pflanze so "gewöhnlich" - vulgaris - ist, kennen sie doch die wenigsten Menschen in unserem Zeitalter der Information.

Ergänzend zum Bild hier die Beschreibung der Pflanze:

Aus einem reich verzweigten Wurzelstock treiben meist mehrere bis zu 2.00 m hohe zähe harte Stängel mit Längsriefung und sehr oft mit dunkelpurpurroter Farbe überlaufen. Davon zweigen unsymmetrisch im 45 Grad-Winkel zahlreiche Seitenäste ab die jeweils am Ansatz und bis zur Spitze von tief eingekerbten und in zahlreichen Spitzen endenden Blättern besetzt sind. An den Spitzen der Seitenäste und am Hauptstängel werden die Blätter immer kleiner und umgeben die zahlreichen unscheinbar grünen rundovalen Blütenknöpfe. Ein sicheres Kennzeichen, einen Beifuß vor sich zu haben, ist die silbrig-feinfilzige Blattunterseite und der herbaromatische Duft, der frei wird, wenn man über die Blätter streicht. Bei den antiken Griechen war diese Pflanze und ihre bittere Verwandtschaft, der Wermut und die Eberraute der Artemisia, der griechischen Göttin der Jagd, des Mondes, des Waldes und Hüterin der Frauen und Kinder geweiht.

Aber woher kommt der gebräuchlichste deutsche Name Beifuß? Wenn wir in alten Kräuterbüchern nachlesen, so finden wir z. B. bei Leonhard Fuchs geschrieben: "So einer über Land reysset/beyfuss bey ihm tregt/so vertreibt es die müde".

Die praktischste Art ist, Beifußblätter flach in die Schuhe zu legen. Beim nächsten Wandertag kann man es ja ausprobieren. Eleganter ist es sich die Füße und die Unter- und Oberschenkel mit Beifußöl einzureiben. Dazu bereitet man einen öligen Auszug aus der ganzen Pflanze. Das Rezept kann bei der Autorin erfragt werden.

Diese traditionell erprobten Anwendungen sind wiederum ein Beweis, dass die Pflanze nicht nur über ihre Wirkstoffe heilende und belebende Kräfte vermittelt, sondern auch über die feinstoffliche Ausstrahlung.

Doch Beifuß dient nicht nur als Gewürz- und Heilpflanze, er vertreibt auch noch Motten, indem man entweder einfach Beifußzweige in die Schränke legt oder die Beifußblätter in kleine Kissen einnäht und zwischen die Wäsche legt. Dabei kann man gleich noch andere mottenfeindliche Duftpflanzen seines Lieblingsduftes mischen, z. B. Steinklee, Minze, Rainfarn, Duftgeranien, Nelken, Thymian oder Lavendel.

Beifuß war und ist aber in allen archaischen Kulturen eine der wichtigsten Ritualpflanzen und fehlt bei keiner schamanischen Räucherung.

Mit Beifuß haben auch wir ohne Kenntnis der alten Mysterien die Gelegenheit einen Raum energetisch wirksam zu reinigen und die Atmosphäre zu verbessern. Dazu legen wir getrockneten Beifuß auf eine durchgeglühte Räucherkohle und lassen den Rauch der dann aufsteigt im Raum wirken und öffnen erst nach einer gewissen Zeit die Fenster. Diese Art der energetischen Räucherung eignet sich übrigens auch hervorragend für Klassenzimmer und Schulküchen nach dem Unterricht.

Erfahren Sie dabei selbst die reinigende und positive Wirkung auf das Raumklima Ihres Arbeitsplatzes.