Die vier klassischen Brotgewürze

Koriander, Kümmel, Fenchel und Anis

Die wohltuenden Wirkungen dieser vier Doldenblütler auf den gesamten Organismus des Menschen einschließlich seiner seelischen Befindlichkeit und seiner gedanklichen Präsenz scheint etwas in Vergessenheit geraten zu sein, denn im größten Teil des angebotenen "täglichen" Brotes ist kein einziges ihrer würzigen Samenkörner zu finden.

Bei den brotbackenden Landfrauen war es selbstverständlich dem mehrstufig gut durchgesäuerten Teig Kümmel und Koriander zur Würzung und Steigerung der Bekömmlichkeit dazu zu geben. Für das feinere Weizenmehlgebäck aus Hefeteig verwendete man den lieblichen Fenchel und gelegentlich auch Anis, je nach Region und Jahreszeit weniger oder mehr. Wer heute gewürztes Brot essen möchte, muss es in guten Fachgeschäften als Spezialsorte erwerben.

Im täglichen Brot spiegelt sich die momentane Lebenssituation eines großen Teiles der Bevölkerung wieder. Es muss schnell gehen, weil "Zeit ist Geld". Für wirkliche Kreativität, d. h, das wiederholte Bearbeiten des Teiges oder des Themas und das dazwischen ruhen lassen bleibt kein Raum. Die Korrespondenz mit einer feinstofflicheren Essenz, d. h. die Vorbereitung und die Zugabe der Gewürze, welche dem Produkt Aroma verleihen oder das Thema beseelen und Entscheidungen menschen- und naturfreundlich werden lassen, bleibt vollkommen auf der Strecke.

Kein Wunder, dass bei vielen aktiven Menschen, die sich in diesem Hamsterrad ohne Unterlass mitdrehen, die Spannung bis zur Erstarrung steigert und nur das Herausfallen dem Treiben ein Ende bereitet.

In der dann folgenden Lebenssituation wie lange Rekonvaleszenz oder Ausgliederung aus dem Arbeitsleben kann auch Brotbacken eine heiltherapeutische Möglichkeit sein, denn es beinhaltet wieder die Anregung der Dreigliedrigkeit im Menschen.

Das Bearbeiten des Teiges mit der von einer Lähmung oder Bewegungseinschränkung betroffenen Hand ist eine Möglichkeit der Neumotivation der bewegungssteuernden Hirnareale. Der Teig kann fester oder weicher bereitet werden. Man kann ihn auf vielerlei Art "behandeln": Durch die Finger drücken, im Ganzen schlagen mit der flachen Hand von unten nach oben, mit der geballten Faust von oben nach unten. Man kann sich auch mit der Hand durch den Teig schrauben oder die Masse mit geschlossenen Fingern durch die Handinnenfläche pressen. Es sind alle grundlegenden manuellen Bewegungsabläufe in einem solchen Teig möglich und das kreative, zeitlose Spielen wie in Kindertagen kann wieder aufleben..

Durch das Durchkneten verändert sich die Konsistenz des Teiges. Das ist eine weitere sinnliche Erfahrung und bei der Konzentration auf diese Arbeit verändert sich auch das Spektrum der Gedanken. Die Daten und Fakten weichen philosophischen Betrachtungen. Damit das werdende Brot ein wahrhaft nährendes Lebensmittel wird, bedarf es der Zugabe von verdauungsfördernden Gewürzen. Auf dem Feld reifen die Samen der Brotklassiker zur gleichen Zeit als das Getreide.

Grundsätzlich lassen sich die Samen der vier Brotgewürze im Ganzen verwenden. Allerdings wird ihre Wirksamkeit erhöht, wenn sie unmittelbar vor der weiteren Verwendung als Würze oder als Tee in einer Reibschale oder einem Mörser aufgebrochen werden, denn dadurch können die heilenden und fördernden Wirkstoffe in die Speise oder die Flüssigkeit übergehen .Dieser Prozess findet natürlich auch beim gründlichen Kauen statt. Das fällt aber beim Teeaufguss aus und bei Brot oder sonstigen Zubereitungen schlüpfen viele Körner unzerkaut durch. Allerdings sollte nicht auf Vorrat zerkleinert werden, da die in allen dieser

vier Samen reichlich vorhandenen ätherischen Öle durch Kontakt mit der Luft sofort oxydieren. Dadurch geht ein großer Teil an Heilkraft verloren.

Archaische Tätigkeiten wie Zerreiben und Mischen von Nahrung , bei denen wir ja Kreise nach rechts oder links beschreiben und unweigerlich in unseren persönlichen Rhythmus kommen, sprechen auch die Regionen unseres Gehirns an, welche für die Grundfunktionen unseres physischen Lebens zuständig sind. Der dabei aufsteigende Duft erreicht ohne Verstandeskontrolle das limbische System und korrespondiert mit unseren lebensrettenden Instinkten .Das verändert unmittelbar mit dem Wahrnehmen des Duftes unsere Grundstimmung und stoppt die immer um dasselbe Problem kreisenden Gedankenmuster sofort. Das ist angewandte Aromatherapie und von der Wirkung kann man sich unmittelbar überzeugen.

Die Anschaffung eines Mörsers lohnt sich in jedem Fall, denn es ist die Grundausstattung für die Zubereitung von kulinarischen Gerichten mit frisch zerkleinerten Zutaten. Am besten eignen sich schwere, standfeste Mörser aus Granit. Lebendige, wohlschmeckende Nahrung ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Der Körper hat uns durch den schlagartigen Funktionsfall signalisiert, dass wir uns um das eigene System kümmern müssen, bevor wir wieder einem übergeordneten dienen können.

Kümmel, Fenchel, Anis und Koriander enthalten folgende Inhaltsstoffe:

Ätherische Öle, Gerbstoffe, schleimlösende zuckerartige Substanzen, Flavonoide, Cumarine und pilz- und bakterienhemmende Substanzen.

Sie wirken daher besonders verdauungsfördernd, weil sie die Tätigkeit der Verdauungsdrüsen anregen und zähen Schleim sowohl im Verdauungskanal als auch in den Luftwegen zerteilen und die Ausscheidung desselben durch Entspannung des Gewebes und Anregung der Peristaltik bzw. des Flimmerephitels fördern.

Gerade für Menschen mit essentieller Hypertonie ist es wichtig, dass der Bauch beim Verdauen entspannt ist und Blähungen erst gar nicht entstehen, damit das Zwerchfell nicht durch Hochstand den Raum für Herz und Lunge zusätzlich unter Druck setzt.

Außerdem kann man davon ausgehen, dass eine vollständige Verdauung Stoffwechselerkrankungen günstig beeinflusst und so die Bildung von lumeneinschränkenden Gefäßablagerungen reduziert

Ein traditionelles Rezept zur Förderung einer gesunden Verdauung und körperlichen Wohlbefindens ist der "Vier Winde-Tee"

Je einen halben Teelöffel von Kümmel, Fenchel, Koriander und Anis in den Mörser geben und nicht (!) zu fein zerreiben. In eine Teekanne geben und mit einem Liter sprudelnd kochendem Wasser aufgießen. 10 -15 Minuten ziehen lassen. Abseihen und vor den Mahlzeiten über den Tag verteilt genießen.

Das Mengenverhältnis untereinander können Sie nach eigenem Empfinden variieren, je nachdem welche der nachfolgenden Wirkungsschwerpunkte sie gerade nutzen möchten.

Anis wirkt besonders entspannend und lindernd bei Migräne und kann zu diesem Zweck auch verräuchert werden.

Fenchel wirkt besonders schleimlösend und wird in der Volksheilkunde zur Stärkung der Augen verwendet. Der Duft ätherischen Fenchelöls wirkt stresslösend und beruhigend. Kümmel ist aufgrund seiner zusätzlich enthaltenden Bitterstoffe am stärksten verdauungsfördernd und blähungstreibend. Er wird nicht zum Räuchern verwendet. Koriander wirkt durch Aktivierung der Entgiftungshormone besonders günstig bei Kopfschmerzen nach Alkoholgenuß oder unvollständiger Verdauung und enthält zudem noch schmerzstillende und durchblutungsfördernde Substanzen. Das Verräuchern von Koriandersamen oder die Verwendung von ätherischem Korianderöl zur Massage entspannt und energetisiert und erhöht so die Liebes- und Lebenslust.