Das Gänseblümchen

Der botanische Name ist Bellis perennis, d. h. die ausdauernde Schöne oder genauer übersetzt, die das ganze Jahr und darüber hinaus Schöne. Sie ist das Urbild der Blume und jedermann kennt sie, Verwechslung mit anderen Blumen ist auch ausgeschlossen. Alle Kinder lernen wohl als erstes das Gänseblümchen kennen und lieben. Jeder kleine Erdenbürger, der zum erstenmal durch den Rasen robben darf oder seine ersten Schritte übt, greift mit leuchtenden Augen nach dieser freundlichen Blume und steckt sie auch gleich in den Mund.

Macht nichts, das Gänseblümchen ist gutmütig, ungiftig und sein Verzehr bringt allemal Segen.

Im Volksglauben galten die ersten drei Gänseblümchen, die man fand als besonders heilkräftig. Man durfte sie allerdings nicht mit den Fingern pflücken, sondern musste sie direkt mit den Zähnen abbeißen und ungekaut verschlucken.

Darüber mag man heute schmunzeln, aber man sollte dabei bedenken, dass bei einem solchen Heilungsritual eine unmittelbare Verbindung mit der Feinstofflichkeit der Pflanze hergestellt und die Heilung mit gebündelter Gedankenkraft angeregt wurde.

Das Maßliebchen, wie das Gänseblümchen früher genannt wurde, verweist auf die Namensgebung unserer Ahnen. Die Silbe màs bedeutet im Altkeltischen Anger und im Germanischen Wiese und lief bedeutete Blatt (heute das englische leaf).

In den Zeiten, als der Mittelpunkt der dörflichen Siedlungen ein Löschweiher war, um den herum die Gänse weideten, einigte man sich auf die Bezeichnung Gänseblümchen.

Dort fand die Pflanze ideale Bedingungen. Die Gänse hielten das Gras kurz, denn die so mit der Sonne kommunizierende, nur ca. 15 cm hohe Pflanze verträgt keine höhere Konkurrenz. Außerdem sorgte der Gänsekot für organische Düngung. Die Gänse knabberten auch die Knospen und Blüten ab und traten auf die Pflanze, aber dies regte das Wachstum und den Blühwillen noch mehr an.

Die besondere Beziehung des Day's Eye oder im Englischen Daisy zur Sonne ist offensichtlich. Im Frühjahr, wenn die Kraft der Sonne wiedererwacht, beginnt das Gänseblümchen wieder üppig zu sprießen. Auch jede Blüte für sich ist die reine Sonnensignatur. Im Tageslauf wenden sich die offenen Blüten immer der Sonne zu. Wenn die Sonne von Wolken bedeckt ist und Regen zu erwarten ist, wölben sich die Zungenblüten über die gelbe Scheibe der zahlreichen gelben Röhrenblüten, in denen sich die Staubgefäße und die Fruchtknotenanlage befinden. Kleine Insekten lassen sich darin gerne mit einschließen um so trockene Herberge mit optimalen Öffnungszeiten zu haben. Bei vielen Blüten wird dann das wunderschöne "Abendrot" deutlich sichtbar, welches gerne die Blütenspitzen und die Unterseite der sonst strahlend weißen Blütenblätter ziert.

Die Signaturenlehre ist ein bewährter Weg, die Heilkraft einer Pflanze zu erkunden,

Die Farbe Rot bedeutet eine Beziehung zu Blut und Muskulatur.

Die Sonne ist für den Menschen die Quelle von Lebensenergie und Lebensfreude. Das Gänseblümchen ist ein besonders starker Vermittler der Sonnenergie.

Wenn dem Menschen die Lebensfreude abhanden kommt, weil ihm vielleicht seine täglichen Mühen sinnlos erscheinen, wird er depressiv und seine Lebensenergie schwindet.

Der Anblick einer Gänseblümchenteppichs im grünen Rasen hebt schon die Stimmung und bringt den Betrachter wieder auf fröhliche Gedanken und hoffnungsvolle Ideen.

Besonders hilfreich ist das Gänseblümchen bei den Teenagern, weil sie den jungen Suchenden in mehrfacher Hinsicht beim Erwachsenwerden hilft.

Der Tee aus frischen oder getrockneten Blüten und die homöopathische Tinktur mildern die oft heftigen Stimmungsschwankungen dieser Übergangzeit und wirkt ursächlich lindernd und heilend auf die Akne.

Mit einem Teeaufguss von frischen Blütenköpfchen können die Schüler selbst erfahren, dass Tee nicht nur mit einem Beutel zu bereiten ist, sondern dass der unmittelbarste und beste Tee aus frischen Pflanzenteilen entsteht.

Das Teerezept:

2 Tl frisch gepflückte Gänseblümchenblüten mit 250 ml sprudelnd kochendem Wasser übergießen .

10-15 Minuten zugedeckt ziehen lassen.

Abseihen und am besten ungesüßt geniessen.

Dieser Tee reinigt die Haut von innen, entschlackt den gesamten Organismus und löst Schleim aus den Atemwegen.

Auch junge Menschen benötigen dringend innere Reinigung und Entschlackung, weil sie sich größtenteils in geschlossenen Räumen aufhalten, zu wenig bewegen und nicht optimal ernähren.

Wenn Mädchen an schmerzhafter und starker Menstruation leiden wirkt der Gänseblümchentee zur Normalisierung der Blutung, denn die Inhaltsstoffe der Pflanze regen die Muskelfasern der Blutgefäße an und sorgen so dafür dass Stauungen im Kapillargebiet wieder in Fluss kommen. Das erklärt, warum das Gänseblümchen eigentlich eine Allheilpflanze ist.

Die Ausgewogenheit der Inhaltsstoffe und die Mühe des Sammelns bewirken aber, dass Unverträglichkeit und Überdosierung ausgeschlossen ist.

Wir können für die Aufwertung der üblichen Gerichte und für die wertwollen Wildkräuterzubereitungen die offenen Blütenköpfe, die Knospen und die Blätter welche eine Bodenrosette bilden, verwenden. Gründliches Waschen und Spülen empfiehlt sich, weil der Regenwurm gerne um die Gänseblümchen seinen Beitrag für die Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit leistet.

Die Blüten sind eine wohlschmeckende und die volle Heilkraft enthaltende essbare Dekoration für Salate, Suppen, Soßen, Kräuterquark und -butter, ebenso wie für süße Gerichte aller Art.

Blätter, Knospen und Blüten fein geschnitten sind wichtiger Bestandteil der Neunerlei-Kräutersuppe, welche im Märzheft vorgestellt wird.

Die Blütenknospen eignen sich hervorragend als Kapernersatz und man kann dabei den Jugendlichen das Einlegen in Essig als natürliche Kornservierungsmethode nahe bringen.

Dieses einfache Rezept stammt aus dem Buch Heilkräuter und Zauberpflanzen von Wolf-Dieter Storl, einem Ethnobotaniker und Kulturantropologen:

Die Blütenknospen mit dem Essig kurz aufkochen, salzen und warm in Twist off -Gläser abfüllen.
Vor dem Öffnen einige Tage durchziehen lassen.