Der Wegerich

Damit sind in der Flora Deutschlands der Spitz-, der Mittlere - und der Breitwegerich gemeint. In den Alpen über 1800 m kommt noch der Alpenwegerich und an den Küsten der Strandwegerich hinzu. In gut sortierten Kräutergärtnereien wird eine alte kultivierte Sorte als Wintergemüse angeboten, der Hirschhornwegerich.

Aus den Zeiten stammend, in denen die Menschen noch kosmische Zusammenhänge spürten und in natürlicher Eingebundenheit und Achtung ihr Leben darin integrierten, erahnen wir heute durch die überlieferten Werke alten Wissens die großen Kräfte dieser uns auf "Schritt und Tritt" begegnenden Pflanze.

Der Name kündet als erstes davon, denn die Silbe - rich bedeutet Herr, Herrscher oder König - über den Weg, auf dem er wächst.

Bevor wir die heute geltenden "wissenschaftlich" beweisbaren Eigenschaften der Wegeriche aufzählen, blicken wir in die alten Mythen, die mit dem grünen Herrscher und Kenner der Wege in Beziehung stehen.

Der Weg zum nährenden Feld war in der Kultur unserer Ahnen bis zurück zum Neolithikum nicht nur wirtschaftlich notwendige Transportschneise, sondern ein sakraler Kultpfad, auf dem nach dem Frühlingsäquinox die Fruchtbarkeitsgöttin mit ihrem himmlischen licht- und ideen(samen)-spendenden Geliebten aus der Unterwelt zurückkehrte. Als Gefährt diente ein Kultwagen, der in einem Erdhügel oder im Heiligen Hain seinen Standort hatte. In der griechischen Mythologie ist es Persephone, die Tochter Demeters, der Göttin der Fruchtbarkeit, die von Hades dem Gott der Unterwelt beim Spiel auf der Blumenwiese in die Innenwelten der Erde gezogen wird und deretwegen dann Demeter das Wachstum einstellte bis Hades Persephone wieder entließ.

Den Mythen nach ist es der Pflanzengeist des Wegerich, der den Pilgern auf dem Weg ins irdische Leben und zurück, den grünen Teppich auslegt und gegen die Widrigkeiten des Reisens schützend und heilend behilflich ist. Ein alter Name für Wegerich, der im Mittelalter noch gebräuchlich war ist Herba proserpinacia. Proserpina ist ein Synonym für Persephone.

Wenn ein neuer Erdenbürger die Erdenpilgerschaft beginnt, so ist der Übergang auch für die Mutter eine gefahrenvolle Wegstrecke. Germanische Frauen hielten deshalb bei der Geburt eine Wegerichwurzel in der linken Hand damit die Schwingung dieser Pflanze vor Kindsbettkomplikationen wie Sturzblutung und Fieber bewahrte.

Der Wegerich galt als Mutter aller Heilpflanzen den Lachnern (alte Bezeichnung für Heiler) als Allesheilmittel.

Der hochgebildete Kräuterpfarrer Künzle beschreibt ihn mit folgenden Worten:

Den Wegerich hat der liebe Gott an alle Wege gestreut, in alle Wiesen und Raine gesetzt, damit wir in stets bei der Hand haben, denn er ist unstreitig das erste, beste und häufigste aller Heilkräuter.

Die Heilwirkung gilt im Wesentlichen für alle Wegericharten, der alpine Wegerich hat die stärksten Kräfte.

Die Heileigenschaften sind folgende:

Blutreinigend, wundheilend, kühlend, zusammenziehend, zerteilend, harntreibend und hustenlindernd.

Die Wegeriche enthalten Schleimstoffe, Gerbstoffe, Flavone, Aucubin , Mineralien wie Si, Fe, K und Zn sowie Vitamin A, C und K in optimalem Verhältnis zueinander. Das erklärt die Universalheilkraft analytisch.

Nun zur Praxis:

Sie sind mit ihrer Schulklasse unterwegs im Freien und sie benötigen eine blutstillende, keimhemmende, abschwellende, entzündungs-, schmerz- und juckreizlindernde "Erste Hilfe" bei Insektenstichen, Hieb-, Stich oder Schnittverletzungen?

Pflücken Sie frische, saubere Spitzwegerichblätter und zerreiben Sie diese mit dem Daumen in der hohl geformten Handfläche. Tragen Sie den ausgetretenen grünen Saft auf die zu behandelnde Fläche auf. Keine Angst, der Saft brennt nicht und er ist absolut hautverträglich und er zieht wie mit Goldfäden jede Wunde in kürzester Zeit zusammen und verhindert Fäulnis, Eiterung und allergische Reaktionen. Der Juckreiz und Schmerz bei Insektenstichen und Brennnesselquaddeln lässt sofort nach.

Das ist angewandte traditionelle Volksheilkunde bei der man nicht in Konflikt mit dem Arzneimittelgesetz kommt.

Spitzwegerich stärkt auch die Lunge und wirkt lindernd auf den Hustenreiz, hilft bei der Heilung entzündeter Atemwege und erleichtert das Abhusten durch Lösen des Schleimes. Insbesondere Kinder sprechen besonders gut auf die Behandlung mit Spitzwegerichsirup an. Hier bewahrheitet sich wieder das Schema der traditionellen Medizin. Im Spitzwegerich sah man die Bündelung der Kräfte von Mond und Merkur und Saturn. Die Mondenkräfte wirken mit beim Wachstum des Kindes, haben Beziehung zu den Körpersäften wie Milch, Lymphe und Schleim. Merkur und Saturn beherrschen die Atmung die Lunge und die Haut.

In den Lehrplänen für unsere Schüler steht vieles, aber quasi als Schulung für das alltägliche praktische Leben ist die Zubereitung einfacher und wirksamer Hausmittel zur Wundpflege oder zum Behandeln sogenannter Bagatellerkrankungen nicht vorgesehen. Vielleicht lässt sich ja das Zubereiten eines kräftigenden und wohltuenden Sirups integrieren.

Hier das Rezept:

In ein 1,5 - 2 l Weckglas mit Gummi und aufklappbarem Bügelverschlussdeckel 2 Handvoll saubere und fein geschnittene Spitzwegerichblätter füllen Darauf eine gleich dicke Schicht Roh-Rohrzucker geben. Die Schichten wiederholen bis das Glas voll ist. Den Abschluss bildet eine Rohzuckerschicht. Das Glas dicht schließen lichtdicht abdecken und in einem zimmerwarmen Raum 2 - 3 Monate stehen lassen. Danach sollte der Inhalt bräunlich und der Zucker durchfeuchtet sein. Aus dem Glas in einen Topf geben, erhitzen bis eventuell noch vorhandene Zuckerkristalle schmelzen, durch ein Sieb drücken und diesen Sud nochmals auf mindestens 70 Grad für 10 - 15 Minuten erhitzen. Danach in kleine Twist-off Gläser füllen

Im Bedarfsfall mehrmals täglich einen Teelöffel langsam genießen.