Der Giersch

Die Einheit der Schöpfung kennt kein Gut und Böse.
Erst der Mensch hat irgendwann im Laufe der Evolution seinen Verstand und freien Willen benutzt um das göttliche Urprinzip und die Polarität, die allen Wesen innewohnt, in Gut und Böse zu teilen. Das war der Beginn der Zerstörung der Natur, der Absonderung vom göttlichen Ursprung und in der Folge die Ursache allen respekt- und sinnlosen Tötens von Tieren und Artgenossen, die Diskriminierung von Rassen und Andersgläubigen und die Einteilung der Flora und Fauna in nützlich und schädlich.
Dabei wurde er blind für die Zusammenhänge in der Schöpfung und deshalb stehen wir heute global kurz vor dem Abgrund: Zusammenbruch der Ökosysteme, Vergiftung unserer Lebensgrundlagen Luft und Wasser, Verlust der natürlichen Fruchtbarkeit, Klimakatastrophe etc.

Was hat dies mit dem Giersch zu tun?
Ganz einfach, der vitale Doldenblütler ist ein Paradebeispiel für die Verteufelung einer Pflanze. Er ist das „Unkraut“ schlechthin, der unerschöpfliche Gesprächsstoff über vergebliches gärtnerisches Bemühen und der vermeintliche Beweis für die Mühsal dem Garten Gemüse und Blumen abzuringen.
Viele Hausgärtner kennen nicht einmal den Namen der Pflanze, geschweige deren Aufgaben als früher Bodendecker und Ausgleichsfaktor für saure Valenzen in der Erde, sowie deren hohen gesundheitlichen Wert als Nahrungspflanze für den durch Zivilisationskost „ausgelaugten“, übersäuerten, gichtanfälligen Menschen.
Gewiss, der vitale, wilde Giersch „renaturiert“ ein Staudenbeet mit attraktiven, auf Blütenpracht hochgezüchteten Dekorationspflanzen in einer Vegetationsperiode. Das glasig-weisse Wurzelwerk, welches beim Auftreffen auf ein Hindernis lange Umgehungs-Kabelstränge bildet, um bei jeder sich bietenden Gelegenheit inmitten der gewünschten Zuchtpflanzen durchzutreiben, wird durch die Verletzungen beim Jäten noch wachstumsfreudiger. Wenn dann im Juni die bis zu 90 cm hohen, den Holunderdolden ähnlichen filigranen, cremig weißen bis schwach rosafarbenen Blütenstände erscheinen, ist es um das Beet geschehen. Vielleicht wächst ja die Pflanze nur so üppig, um dem Menschen als mühelose und wartungsfreie Nahrungsspenderin zu dienen. Die bewährteste Methode, Giersch in Zaum zu halten, ist nicht Ausjäten und Ausrupfen, sondern konsequentes Ernten der jungen Blätter.

Ursprünglich ist der Giersch ein Waldbewohner, der auch heute noch in feuchten Lichtungen, am Wald- und Heckensaum, in baum- und strauchnahen Gärten und im milden Schatten der Holzzäune anzutreffen ist.

Der botanische Name des Geissfußes weist auf seine Heilkraft hin. Aegopodium podagra kann man übersetzen mit: der Geissfuß, der die Gicht gehend macht. Der Umriss des dreigeteilten, gefiederten Blattes ähnelt dem Fußabdruck einer Ziege, ebenso wie der Stängelquerschnitt, weil der dreikantige Stängel eine Rinne bildet.
Der Genuss von Giersch als Frischpflanze, Gemüse oder Tee regt die Ausscheidung von Harnsäure an und die Auflage von frischen, zerstampften Blättern auf die schmerzhaft entzündeten Gichtknoten bewirkt Schmerzlinderung und lokale Ausleitung über die Haut. Bild
Im April treibt der Giersch frisch aus und begrünt rasch die winterkahlen Flächen. Die jungen Blättchen sind zunächst zusammengeklappt. Wenn sie sich frisch entfalten, glänzt das gelbliche Grün noch. In diesem Stadium sind sie am schmackhaftesten und bestens als Petersilienersatz, als Grundzutat für einen Wildkräutersalat und die Gründonnerstagssuppe geeignet.

Verwechselt werden können die jungen Triebe in diesem Stadium am ehesten mit den ersten Blättern eines künftigen Holunderbusches aber bereits beim Stiel ist der Unterschied deutlich und am Geruch nach Möhren ist der Giersch sicher zu erkennen. Die Verwechslung mit junger Waldengelwurz ist eher selten und ungefährlich. Diese Blätter schmecken auch würzig, kommen aber niemals flächendeckend vor. Die Blätter weisen viel mehr Segmente auf und der Ansatz der einzelnen Blattfiedern ist von einem dunkelvioletten Ring umgeben.

Der russische Ernährungswissenschaftler Koschtschejew bezeichnet den Giersch als eine der nützlichsten Speisepflanzen. Er hat bei der Analyse herausgefunden, dass der Geissfuß neben reichlich Vitamin C und Karotin auch noch pro 100 g Grünmasse


Das sind genau die Mineralien, die wir für einen reibungslos funktionierenden Zellstoffwechsel und für ein einsatzbereites Immunsystem dringend benötigen.
Das nachstehende Rezept erscheint mir für die Praxis in der Schulküche geeignet und ich habe es aus dem sehr empfehlenswerten und wunderschönen Buch von
Francois Couplan Wildpflanzen für die Küche entnommen:

Geissfuß-Truffade (4 Portionen)

600 g (neue) Kartoffeln, 200 g Gierschblätter (jung!), 50 g Butter, 50 ml Öl, Salz, Pfeffer, Muskatnuss, 1 Knoblauchzehe, 200 g Bergkäse (z. B. Greyerzer)

Kartoffeln waschen, schälen und in dünne Scheiben schneiden.
Die Gierschblätter in feine Streifen schneiden.
Öl und Butter in einer Pfanne erhitzen und die Kartoffeln darin auf beiden Seiten goldbraun anbraten.
Mit Salz, Pfeffer, Muskatnuss und der zerdrückten Knoblauchzehe würzen. Den geriebenen Käse und die Gierschblätter unterrühren. Zusammenschieben und eine leichte Kruste backen.
Die Truffade wie ein Rösti auf eine Platte stürzen und wie einen Kuchen aufschneiden.