Der Kräuterbüschel - ein Ritual mit tiefen Wurzeln

Das Sammeln und die anschließende Verwendung von bestimmten Pflanzen an den 8 (später 9) Los-Tagen zu heilerischen und magischen Zwecken ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. Funde an Kultplätzen, Grabstätten und vermutlichen Wohnhöhlen, nach der Radiokarbonmethode datiert bis zurück in die Jungsteinzeit. künden davon.

In manchen Gebirgsregionen, z., B. im Allgäu, im Berchtesgadener Land , in der Schweiz und in den Abruzzen sind noch mehrere Bräuche lebendig, z. B. die gemischten Palmbuschen und die Sonnwendgürtel und -kränze.

Im Zuge der Christianisierung wurden alle diese Rituale verboten, bzw. da dies nicht ohne weiteres gelang, wurden Rituale als Aber- und Geisterglaube geächtet und aus dem offiziellen Leben verbannt. Die meisten dieser Rituale sind so fast vergessen worden. Z. B. wurde das Ritual des Kräuterbündels zum Erntemond, dem keltische Lugnashad, das Fest zu Ehren der Muttergottheit der Erde, die die Fülle hervorbringt, der Gottesmutter Maria geweiht. Die Zaubersprüche (Besprechen der Pflanze für ihre Bestimmung nach ihrer Heil- und Schutzkraft) wurden dabei verboten, das Vater unser oder das neue Glaubensbekenntnis wurde erlaubt und selbstverständlich musste der Buschen dann in die Kirche zur Weihe gebracht werden.

Was unsere Ahnen ganz selbstverständlich wussten, wurde in unserer Zeit in Frage gestellt und nun zeigt es die Sehnsucht auf. Der moderne Mensch wendet sich den sogenannten primitiven Kulturen zu und studiert ihr Sozialverhalten, ihre Rituale und das Interesse am Schamanismus = Heilung und Problemlösung für alle Lebensbereiche durch Kontaktaufnahme mit der nichtsichtbaren Wirklichkeit = Pflanzen- und Tiergeister, Seelen der Ahnen, geistige Hüter von Plätzen und Elementen - nimmt sprunghaft zu.

Die Wissenschaft hat festgestellt, dass Rituale für die seelische Entwicklung und Gesundheit des Einzelnen und für ein funktionierendes Sozialwesen lebensnotwendig sind.

Wenn Rituale jedoch sinnentleert zu Brauchtum verkommen, sind sie nutzlos wie schales Salz. Unsere Jugend sucht dann den Ersatz in Mutproben, Alkohol- und Drogenexzessen etc.

Der Kräuterbüschel wurde gebunden um Haus und Hof vor Unwetter und Blitzschlag zu schützen und für Mensch und Tier Gesundheit zu erhalten und zu bewahren.

Dazu wurde in Ehrfurcht möglichst morgens nüchtern und barfuß jede Pflanze beim Abbrechen angesprochen um sie an ihren Dienst gemäß der ihr innewohnenden Kräfte zu erinnern. Der Büschel wurde dann (und wird auch heute noch) gerne unterm Dachfirst aufgehängt (Blitzschutz). Wenn ein Gewitter nahte, wurde etwas davon (Königskerze, Johanniskraut) im Herdfeuer verbrannt und im Winter gab man Mensch und Vieh davon, wenn Krankheit im Anzug war, ins Futter oder als Aufguß. Während der Rauh (Rauch)nächte legte man Beifuß, Johanniskraut, Schafgarbe und Dost auf die Räucherkohlen um das Dunkle der langen Winternächte aus der Behausung zu verbannen.

Ursprünglich waren im Kräuterbüschel die wild wachsenden Heil- und Gewürzpflanzen gebunden. Doch mit der durch Völkerwanderungen und zunehmendem Handel verbundenen Erweiterung des Pflanzensortiments und durch das Entstehen von Gartenkultur jenseits der Klostermauern kamen auch diese an heilenden und magischen Kräften reichen Pflanzen dazu z. B Salbei, Rosmarin, Oregano, Sonnenblumen und diverse Minzen.

Selbstverständlich darf auch eine Rose nicht fehlen als harmonisierende und die Venuskräfte übermittelnde Heilpflanze..

Die empfohlene Zahl an Pflanzen für ein Büschel wird je nach Landstrich unterschiedlich angegeben, entweder eine 7er oder eine 9er -Zahl, z. B. 7, 9, 70, 77, 99. Die 9 erscheint ursprünglicher, da sie auch als die Zahl der Vegetation gilt.

Nun die Wirkungen einiger Pflanzen, die in einen Kräuterbüschel gehören:

Königskerze: sie bildet die Mitte und das Rückgrat des Kräuterbüschels, richtet auch innerlich auf und verhilft zur Ehrlichkeit zu sich selbst, d. h. sie verbindet mit der inneren Stimme und ist auch Heilpflanze für den Kehlkopf (Tee aus den Blüten). Die Wurzel der Pflanze wurde als Schutzamulett getragen. Die getrockneten Stängel, in Harz oder Wachs getaucht, wurden als Fackel verwendet. Die Königskerze wirkt als Räucherung entspannend.

Rohrkolben: sind heute streng geschützt als Wildvorkommen, zum Glück gibt es sie wieder in den Gartenteichen. Sie dienen auch als Stabilisierung und strahlen mit ihrem warmen Braun Geborgenheit und Wärme aus (sehr gutes baubiologisch wertvolles Dämmmaterial). Für die keltischen Schamanen waren die Kolben die Wanderstöcke in die Anderswelt.

Beifuß: reinigt, schützt und segnet, wenn man ihn räuchert. Für jede schamanische Reise wird Beifuß geräuchert. Als Tee regt er die Gallensekretion an (Gänsebraten) und fördert die Durchblutung des Unterbauches und wird deshalb als Tee bei Menstruationsbeschwerden getrunken, wenn die Menses zu spärlich fließt und Schmerzen verursacht.

Johanniskraut: fängt das Licht und die Kraft der Sommersonne ein. Antidepressiv, wundheilend und nervenberuhigend. Johanniskrauttee und -tropfen bei depressiven Verstimmungen, Öl für Entzündungen und Sonnenbrand und Nervenschmerzen, insbesondere im Wirbelsäulenbereich. Johanniskraut wurde von Paracelsus als Fuga dämonum benannt. D. h. es vertreibt die dunklen Energien, z. B. als Räucherung.

Wilder Dost oder Oregano: sorgt dafür, dass die Aura des Menschen nicht zu durchlässig ist, damit dieser emotional nicht zu beeinflussbar wird. Dost ist deshalb auch eine gute Pflanze bei der Geburt, um Mutter und Kind zu schützen. Er regt als Tee die Verdauung an und wirkt desinfizierend und durchblutungsfördernd. Er war neben dem echten Labkraut Bestandteil des "Bettstrohs" der Gebärenden. Beim Räuchern reinigt er die Räume energetisch und stärkt die Ich-Kraft.

Eisenkraut: ist die wichtigste römische, keltische und germanische magische Pflanze. Das Tragen von Eisenkraut fördert die Fähigkeit zu diplomatischer Verhandlung. Es war für die römischen Gesandten Pflicht, Eisenkraut bei sich zu tragen, sie hießen auch Verbenarios. Die Schmiede gaben Eisenkraut in die Glut, weil dadurch das Eisen geschmeidiger wurde. Außerdem diente Eisenkraut als Kontaktmittel zur geistigen Welt. Als Heilpflanze lindert es insbesondere Kopfschmerzen und wirkt nervenstärkend.

Schafgarbe: ist eine krampflösende, blutstillende, entzündungshemmende und wundheilungsfördernde Pflanze. Als Blütentee getrunken fördert sie auch die Hellsicht. Zum Räuchern wird sie zur Stärkung der eigenen Mitte, für Visionen und bei Ritualen, die einen Neubeginn einleiten, verwendet. Der Tee des ganzen Krautes ist hilfreich bei Magen-Darminfektionen, hartnäckigen Nebenhöhlenkatarrhen und bei starkem hellroten Blutfluss bei der Menses , ebenso für Migränebeschwerden.

Weiterführende Literatur: