Der Holunder

Sambucus nigra lautet die botanische Bezeichnung für den Wildstrauch, der es schafft selbst an düsteren Fichtenmonokulturrändern einen belebenden Laubsaum zu weben und die übersäuerte Erde wieder für krautige Pflanzen vorzubereiten.

Obwohl der Holunder im Winter selbst aussieht wie ein kahler Greis mit ein paar wirren Haarbüscheln mit seinen graubraunen geraden Steckenbüscheln und so von der Signatur ganz klar dem Saturn zuzuordnen, findet im Frühsommer die Verwandlung zur jugendlichen Lichtbraut, über und über geschmückt mit duftenden Blütenschirmchen, statt. Venus und Merkur lassen grüßen.

Wenn uns die Sprachforscher dann berichten, dass der Name Sambucus auf die Verwendung der Holunderäste für die "Sambyken" einer Art Harfen für die "Apollo"-verehrung im antiken Griechenland verweist, dann ist das Bild stimmig. Apollo ist der griechische Gott des Lichtes und der schönen Künste und mit Musik schafft man Verbindung zum Götterhimmel und Merkur ist der Vermittler.

Wenn wir schon vorab auf die Heilkraft des Holunders eingehen, spiegelt sich die planetarische Zuordnung folgendermaßen:

Saturn ist der Hüter der Schwelle und regiert die Alterungsvorgänge.

Der violette Farbstoff, das Glykosid Sambucunigrin sorgt dafür, dass auch bei den Zellen der menschlichen Konsumenten der Alterungsprozeß verlangsamt wird, in dem dieses Anthocyan, welches den Beeren die purpurschwarze Farbe verleiht, die sogenannten freien Radikale an der Zellmembran zusammenfängt und unschädlich macht.

Die Holunderblüten sind reich an ätherischen Ölen. Ihr Duft hilft eine freie Nase zu bekommen und wirkt auf das Zentrum der Wärmeregulation im Gehirn.

Venus sorgt dafür dass die Lebensprozesse im Fluss bleiben und so bewirken vor allem die Blüten Sekretionssteigerung und Schleimlösung insbesondere im Bereich der Atmungsorgane und des Kehlkopfes. So wird auch das gesamte Halschakra energetisch belebt. Dieser Bereich ist Merkur unterstellt.

"Vor dem Holunderbusch zieht man den Hut" oder

"Der Holunderbusch ist die Hausapotheke des Einödbauern".

Hinter diesen Sätzen verbirgt sich das umfangreiche magische Wissen und die daraus entstandenen Märchen und Mythen rund um den Hollerbusch ebenso wie die große volksheilkundliche Anwendungsbreite des gesamten Strauches, der im Alter und je nach Standort bis zu einem 7 m hohen Baum auswachsen kann.

In der selbstverantwortlichen Heilkunst unserer bäuerlichen Vorfahren wurden vom Holunder alle Pflanzenteile verwendet und sehr oft wurde die physikalische Zubereitung mit magischer Praxis verbunden.

Das alte Wissen werden wir nicht von heute auf morgen zurückholen können, aber wenn wir das in die Tat umsetzen, was heute auch die Wissenschaft nachweisen kann, ist dies schon eine Menge Stoff für die Praxis.

Vielleicht haben sie ja als Lehrkraft die Möglichkeit, wenigstens einmal im Jahr den Umgang mit einer Wildpflanze oder Wildfrucht in den Unterricht einzubauen.

Der Holunder würde sich dazu jetzt im September sehr gut eignen und man könnte dieses Thema mit einer weiteren Methode der Vorratshaltung kombinieren, nämlich dem Verfahren der schonenden Dampfentsaftung.

Holunderbeerensaft ist ein altbewährtes Hausmittel bei Erkältungskrankheiten aller Art. Wenn die jugendlichen Köche die selbstgesammelten und abgezupften Hollerbeeren zusammen mit den Falläpfeln der beginnenden Erntesaison (ideal aus dem Schulgarten) in den Dampfentsafter geben, erhalten sie ein hochwertiges Getränkekonzentrat aus einheimischen Resourcen.

Unsere Supermarktregale stehen voll mit allerhand rückverdünnten Säften aus Konzentraten die oft um den halben Globus geflogen werden (Kohlendioxid-Bilanz!), mit aromatisiertem Zucker- oder Süßstoffwasser auf der Geschmacksbasis von Designeraromaessenzen, welche verschwindend geringe Anteile natürlicher Früchte enthalten, dafür z. T. umso mehr aufputschender Laborprodukte (Taurin etc.). Das ist eine weitere Gelegenheit, im Rahmen der Warenkunde unser sogenanntes Lebensmittelangebot nicht nur auf den günstigsten Preis sondern auf seinen wahren Wert hin zu prüfen.

Holunderbeeren sind roh leicht giftig und verursachen in roher Form durch ihren Gehalt an harzähnlichen Stoffen Brechreiz. Dem Menschen ist aber der Umgang mit dem Feuer gegeben und so hat er die Möglichkeit für ihn roh Unbekömmliches durch den alchimistischen Prozess des Kochens in wertvolle Nahrung umzuwandeln.

Außerdem enthalten die Beeren noch hitzeresistente und nervenwirksame Komplexe der B-Vitamine.

Damit werden die Kopfschmerzen gelindert, die grippale Infekte oft begleiten. Der Cocktail an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen wie Flavonoide, Vitamin A , B1, B2, B6 und C, Folsäure, Gerbstoffe und Aminosäuren, sowie die Mineralien K, Ca und Phosphor lenkt die Immunabwehr auf eine vernünftige Bahn, das heißt allergische Reaktionen wie z. B. Heuschnupfen werden gelindert. Gleichzeitig wirkt sowohl der Saft der Beeren als der Tee oder Sirup aus Blüten antiviral, d. h. dass der Verlauf virusbedingter Erkrankungen wird günstig beeinflusst.

Der Geschmack des Saftes ist intensiv und ziemlich sauer. Deshalb ist die Gabe von 50 -100 g Einmachzucker pro Litermaß entstielter Beeren auch beim Mischen mit Äpfeln sinnvoll. Den Zucker gibt man vor dem Erhitzen auf die rohen Früchte im Dämpfeinsatz. Das Abfüllen erfolgt in heiß ausgespülte und im Backrohr auf 60 Grad vorgewärmte kleine (ca. 300 ml) Flaschen mit Twist off- oder Metallschraubverschluß.

Besonders lecker und heilsam ist der Genuß als Glühwein mit erwärmenden Gewürzen wie Zimt und Ingwer.